Rezension und VorwortGutachten von univ. Doz. Mag. Dr. Arno Böhler Said Manafi legt in seiner Buch eine umfassende Dokumentation des Gesamtwerks des Filmkünstlers Abbas Kiarostami vor, die nicht nur wissenschaftlich gut recherchiert und präzise aufgearbeitet ist, sondern sich auch durch ihren flüssigen Schreibstil auszeichnet. Aufgrund des hohen kulturwissenschaftlichen Werts der Arbeit sowie ihrer inhaltlichen, methodischen und stilistischen Qualität beurteile ich sie mit der „Note Sehr Gut“. Arno Böhler |
VorwortUniv. Prof. Dr. Manfred Wagner
Said Manafi bettet dieses Vorhaben in eine präzise Geschichte des iranischen Filmschaffens ein, und macht die Entwicklungen, aber auch die Widersprüche sowie die Rolle der Exiliranischen Rezeption klar. Manafi versuchte den Stellenwert seines Objektes zu beschreiben, indem er die gesamten Filmwerke Kiarostamis untersuchte, sich wohl auch auf Einschätzung anderer stützte, aber vor allem seine eigene Analysefähigkeit unter Beweis stellte. Kiarostamis „Intensivierung der Realität“ und die Beschreibungen Manafis geben somit auch eine spannende Einsicht in die iranische Alltagskultur und deren komplexe Inhalte. Obwohl Kiarostami oberflächlich keine äußeren Zeichen des Widerstands gegen das Regime vorzeigte, verstand die Gesellschaft deutlich, was er meinte. Dies gab der regimetreue iranische Journalist Babak Ismaeili immer wieder öffentlich zu Protokoll. Herr Manafi versteht natürlich besser als viele andere, was die immanente Filmsprache bedeutet: das Erfundene wirkt bei Kiarostamis Kino wie die Wirklichkeit und die Wirklichkeit ist nicht unbedingt wahr, aber die allergrößte Priorität hat die Authentizität. Dergleichen nimmt er das Zeitproblem als „psychologische Zeit“ mit verschiedenen Geschwindigkeiten und unterschiedlichem Rhythmus wahr, wenn seine Protagonisten aus unterschiedlichen Gebieten des Iran kommen. Said Manafis Arbeit ist insofern optimal gelungen, dass sie auch für Nichtspezialisten verständlich ist. Wahrscheinlich resultiert dies aus seiner eigenen Arbeit und seiner eigenen Begabung als Dokumentator, weil Dokumentation ohne Rücksicht auf Verständlichkeit ihren Zweck verfehlt. In diesem Bereich geht Said Manafi über das Objekt seiner Forschung hinaus, weil es ganz im Gegensatz zu Kiarostami in der Arbeit keinen Abschnitt gibt, der sich dem Verständnis entzöge. Eine Besonderheit stellen auch Abbas Kiarostamis außerfilmische Tätigkeiten dar. Herr Manafi dokumentiert die Motivation für diese, sie selbst und ihre Rezeption völlig emanzipiert gegenüber der filmischen Arbeit und lässt niemals eine Wertabschätzung gegenüber der Filmarbeit zu. Auch wenn Leben und Werk Abbas Kiarostamis noch nicht abgeschlossen sind (weswegen Herr Manafi wahrscheinlich irgendwann noch einen Zusatz machen wird müssen), liegen die Leistungen des iranischen Künstlers nun in einem Buch aufgeschlagen vor. Besseres hätte dem Künstler, zumindest wissenschaftlich gesehen, nicht passieren können. Univ. Prof. Dr. Manfred Wagner Kultur und Geistesgeschichte - Universität für angewandte Kunst Wien |